Presse: Die Doppel sollen nicht mehr geschenkt werden
Das Schweizer Modell zählt die Matchpunkte zusammen, weswegen sich in der Praxis auf den Plätzen einiges verändern kann.
TENNIS. In den letzten Jahren griff ein unerfreulicher Trend zunehmend auf den Tennisplätzen der Region um sich: Doppel wurden „geschenkt“. Wenn der Sieger im Mannschaftsspiel nach den Einzeln bereits feststand – bei Ständen von 6:0 oder 5:1 – wurden auf die Austragung der Doppelpartien verzichtet. Die Punkte verteilten die beiden Mannschaften praktisch einvernehmlich im Gespräch. Das hatte Vorteile, denn die Gäste durften früher wieder nach Hause fahren, der Aufwand wurde auf diese Weise minimiert.
Diese nicht sehr sportliche Praxis fiel auch im Badischen Tennisverband (BTV) unangenehm auf. Dagegen setzt er nun das Schweizer Modell. Die Vertreter der badischen Clubs haben dessen Einführung auf der Mitgliederversammlung des BTV beschlossen. In der Wintersaison wurde bereits eine Testphase gestartet.
Das Schweizer Modell funktioniert so: Anstelle von Tabellenpunkten (2:0 bei Sieg, 1:1 bei Unentschieden und 0:2 bei Niederlage) bilden zunächst Matchpunkte (8:1, 3:6, 5:4) die Grundlage für die Tabellenberechnung. Damit soll ein deutlichen Anreiz gesetzt werden , jedes Match – auch jedes Doppel – auf sportlichem Weg auszutragen.
Das neue Systemsoll damit konstante Leistungen über eine ganze Saison belohnen. Der BTV sieht darin ein wirksames Mittel, die Wirkung kurzfristiger Effekte, zum Beispiel den Einsatz von Verstärkungen von ausgewählten Spielen, deutlich zu verringern. Dadurch soll sich der Mannschaftswettbewerb deutlich fairer entwickeln.
Oliver Killeweit, Sportwart des TC BW Oberweier, kritisiert diese Regelung: „Du kannst sieben mal verlieren und trotzdem in der Liga bleiben, wenn du bei den Niederlagen genug gepunktet hast, zum Beispiel bei einem 3:6 oder 4:5. Aber man kann auch mit drei Niederlagen aufsteigen.“ Killeweit, ein Mann jahrelangen Praxis, hätte ein anderes Modell präferiert: „Ich hätte es umgedreht und die Doppel zuerst gespielt.“ Dem Einwand, dann würden eben die Einzel geschenkt, wenn alles schon klar ist, weist er zurück. „Bei den Einzeln sind die Spieler sehr eigen, die werden nicht so einfach hergeschenkt. Dem steht auch der persönliche Ehrgeiz entgegen.“
Hernan Valenzuela, Trainer bei der TSG Lahr/Emmendingen, sagt: „Dieses Modell hat einen Vorteil. In der Vergangenheit gab es Mannschaften, die sich darauf konzentriert haben, vielleicht zwei Spiele zu gewinnen, danach haben sie nicht mehr viel gemacht. Das ist jetzt nicht mehr möglich.“ Aber einen Nachteil benannt er auch: „Dieses Erlebnis für die Mannschaft gibt es nicht mehr, wenn es 4:4 steht und man den entscheidenenden fünften Punkt feiert. Aber ich glaube, insgesamt ist dieses Modell nicht schlecht.“
Der Blick ins Jahr 2018 offenbart, dass es zwischen der herkömmliche Praxis und dem Schweizer Modell durchaus Unterschiede im Ergebnis gibt. Die TSG Lahr/Emmendingen beendete die Oberligasaison des Jahres 2018 auf dem vierten Rang, mit 8:6 Punkten und 33:30 Matches. Einen Platz dahinter reihte sich der TC Mengen ein, mit 6:8 Punkten und 34:29 Matches. Nach dem Schweizer Modell müssten diese beiden Teams auf der Basis der Matches die Plätze tauschen. An der Tabellenspitze und am Tabellenende der Oberliga hätte sich nichts geändert. Meister wäre, so oder so, der TC Grenzach, Letzter bliebe TC Nicolai Konstanz.
Aufschlussreich ist der Blick in die 1. Bezirksliga der Männer des vergangenen Jahres. Der TC BW Oberweier II, der mit 14:0 Punkten und 41:22 Matches den Spitzenplatz besetzte und aufstieg, wäre nach dem Schweizer Modell nur Zweiter geworden. Denn der hinter den Oberweierern platzierte Freiburger TC sammelte zwar 12:2 Punkte, aber 43:20 Matches.
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